Imperial – Majestic – Magical: Interview mit Axel Hütte

Die Kunsthalle Krems zeigt im Frühjahr 2018 die erste umfassende Ausstellung von Axel Hüttes fotografischem Werk in Österreich. Axel Hütte zählt zu den führenden Protagonist/innen der aktuellen Landschaftsfotografie; er hat wesentlich zum Selbstbewusstsein der Fotografie in der bildenden Kunst ab den späten 1970er-Jahren beigetragen. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen der Düsseldorfer Becher-Schule wie Candida Höfer, Andreas Gursky oder Thomas Struth steht Hütte für den Tableaucharakter des Fotos als gleichwertiges Gegenstück zum Gemälde. Wir haben ihm vorab einige Fragen gestellt.

 

Wie kommen Sie zu einer Idee für eine Fotografie?

Es sind intuitive Eingebungen, die aber vermutlich schon im Vorbewusstsein, im impliziten Gedächtnis, verankert sind. Als 18-Jähriger fuhr ich mit einem VW Käfer nach Istanbul, Damaskus und Aleppo und war fasziniert von der fremdartigen Welt des Orients, vielleicht inspiriert durch die Bücher von Karl May, die in jungen Jahren mein Reisefieber ausgelöst haben. Damals habe ich nur beobachtet und nicht fotografiert. Mehr als 40 Jahre später fotografiere ich in der Türkei einstige römische Metropolen, wie Sagalassos, Afrodisias, Milet oder Ephesos. Bei den Urwaldbildern war es ein Schulbuch, in dem eines von Henri Rousseaus Gemälden abgebildet war, das mich faszinierte, und 30 Jahre später habe ich auf Humboldts Spuren den Orinoko und den Rio Negro mit einer kleinen Crew erkundet.

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, imperiale Räume in Österreich zum Thema Ihrer neuen Serie zu machen?

Der Besuch einer Ausstellung im Belvedere in Wien gab den Impuls, barocke Räume in Österreich aufzusuchen, um geeignete Raumsituationen zu finden, die als Bild die Pracht, aber auch die Stimmung oder den Klang, der diesen Räumen innewohnt,  in meinen Fotografien zu zeigen.  Zuvor arbeitete ich in Venedig an einer Architekturserie, die ich unter dem Titel Fantasmi e Realtà in Modena und Venedig zeigte. 

 

Können Sie kurz den zeitintensiven Entstehungsprozess Ihrer Arbeiten erklären?

Der Zeitaufwand besteht überwiegend darin, aus tausend Möglichkeiten vielleicht nur zwei auszusuchen, die dann fotografiert werden. Nicht jede Landschaft ist ein Bild und nicht jeder schöne Innenraum kann zu einem Bild werden, wenn man darunter mehr als ein Dokument versteht.  Die Technik ist immer verschieden und zielt auf eine dem Thema angemessene Darstellungsform. Häufig sind dies experimentelle innovative Versuche, die Fotografie anders, das heißt in irritierender Weise erscheinen zu lassen. Es können Drucke auf Glas sein, hinter denen Silberplatten gestellt sind,  oder Drucke auf Naturpapier, die die Wolken und den Nebel intensiver wiedergeben.

 

Welche Kamera verwenden Sie?

Ich arbeite mit einer Plattenkamera, Negativformat 13x18 cm, die eine dem menschlichen Auge nicht mögliche Tiefenschärfenebene erzeugen kann, angewendet bei den Wasserspiegelungen und den S/W Porträts.

 

Was bedeutet der Ausstellungstitel Imperial – Majestic – Magical für Sie?

Imperial, Majestic und Magical verweisen auf konkrete und zugleich rätselhafte Bildwelten, die uns vertraut aber im Bild fremd erscheinen. Sie sollen beim Betrachter und der Betrachterin Erinnerungen oder Träume reaktivieren, also das  implizite  Gedächtnis ansprechen, und die Welt als real und zugleich als Imagination erfahrbar machen.

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