Artothek Niederösterreich

Kunst im Alltag erleben

Die Kunstmanagerin Isabell Fiedler leitet seit 2019 die Artothek Niederösterreich. Sie erzählt, was bei ihr zu Hause hängt, wie Kunst an einem stressigen Montagmorgen helfen kann und was uns an neuen Werken erwartet.

Kunst im Alltag erleben

© KMK

Isabell Fiedler leitet seit 2019 die Artothek Niederösterreich. Sie erzählt, was bei ihr zu Hause hängt, wie Kunst an einem stressigen Montagmorgen helfen kann und was uns an neuen Werken erwartet. 

Sie werden bestimmt oft gefragt, was Artotheken sind. Was antworten Sie dann? 
Artotheken sind Institutionen, die Kunst für alle Menschen zugänglich machen. Jede Person kann sich Kunstwerke für die eigenen vier Wände oder das Büro ausleihen und so Kunst in den Alltag integrieren. Niedrigschwellig und kostengünstig. Die Artothek ist eine wunderbare Möglichkeit, einen Teil der niederösterreichischen Kunstsammlung allen Menschen zugänglich zu machen. Einfach ausleihen, mit nach Hause nehmen und den Alltag bereichern!

Was hängt bei Ihnen zu Hause von der Artothek? 
Ich hatte eine Zeit lang eine große Grafik von Herman Painitz bei mir zu Hause. Jetzt möchte ich mir ein kleines Werk für meinen Sohn ausleihen. Er ist im Kindergarten und findet das Stöbern in der Artothek fantastisch. Zuletzt hat er sich einen der farbenfrohen Siebdrucke von Karl Korab ausgesucht. Ein ähnliches Werk hängt im Wohnzimmer meiner Eltern. Jedenfalls muss es etwas Kleines sein, ich habe nicht so viel Wandfläche.

Abgesehen vom verfügbaren Platz: Passt jedes Werk an jeden Ort? 
Es ist wichtig, wo ein Werk hängt. Über dem Esstisch wirkt es anders als über dem Sofa. Ein Bild im Flur konsumiert man wieder anders, weil man es oft im Vorbeigehen wahrnimmt. Auch die Kombination ist entscheidend. Man darf den Dialog der Objekte nicht unterschätzen. Sie kommunizieren miteinander.  

© KMK

Verändert sich die Wirkung mit der Zeit? 
Ja, ich finde schon, dass man Bilder immer wieder neu entdecken kann. Die Farben verändern sich je nach Licht und Stimmung. An einem stressigen Montagmorgen kann man zum Beispiel bei einem aufgeräumten Kunstwerk innehalten. Das gibt dem Tag Struktur. Auch die Menschen, mit denen man sich umgibt, spielen eine Rolle. Ein Kunstwerk ist immer ein Gesprächsanlass.

Worauf können wir uns beim nächsten Tranchenwechsel freuen?
Wir erwarten Grafiken von Herwig Zens, Neues von Adolf Frohner bis hin zu großen Malereien. Der Auswahlprozess ist spannend: Was befindet sich im Bestand der Landessammlungen? Welche Werke wurden neu erworben? Manche Ankäufe werden sogar bewusst für die Artothek getätigt. Die „Neuen“ werden dann fotografiert und in die Datenbank aufgenommen. Dann heißt es quasi: Frei zur Ausleihe!

Was sind die Kriterien für die Auswahl? 
Wir achten darauf, dass die Mischung so vielfältig wie möglich ist. Von Abstrakt bis Gegenständlich. Von den 1960er Jahren bis ganz aktuell. Malerei ist immer sehr gefragt. Die Kund:innen schätzen die Abwechslung. Sie wollen immer wieder neue Werke ausleihen und sich mit diesen auseinandersetzen können. Wenn jemand gerade einen Preis bekommen hat, zum Beispiel den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich, dann hofft man, dass diese Werke in den Bestand aufgenommen werden.

Ändert das Stammpublikum der Artothek seinen Geschmack? 
Man entwickelt sich in seiner Beziehung zur Kunst ständig weiter. Am Anfang wählen viele nach Farbe oder Größe aus. Die Ästhetik steht im Vordergrund. Dann recherchieren viele Artothek-Nutzerinnen und -Nutzer. Beim nächsten Besuch fragen sie gezielter nach, beschäftigen sich intensiver mit einzelnen Künstlerinnen und Künstlern oder einer Stilrichtung. Es ist schön zu sehen, wie Menschen daran wachsen können. Wie sie in den Kosmos eintauchen und immer konkreter werden. Wenn das nicht passiert, ist das auch in Ordnung. Ein Bild kann auch einfach nur das Raumklima verschönern. Ohne Hintergedanken.

Lassen sich an den Vorlieben der Ausleihe Trends ablesen? Was ist momentan besonders beliebt? 
Grundsätzlich lässt sich der Trend beobachten, dass großformatige, farbenfrohe Werke immer beliebter werden. Kleinere Werke, vor allem dunklere Grafiken, werden nicht so oft mit nach Hause genommen. Bei Neukund:innen ist oft auch die Bekanntheit der:des Künstlers:in relevant. Aber letztendlich ist der individuelle Geschmack immer wieder überraschend und wir freuen uns auf jede neue Beratung mit unseren Kund:innen.