Sehnsuchtsräume
Berührte Natur und besetzte Landschaften
26.05.-19.04.2020
Schon seit frühesten Zeiten ist die Menschheit eng mit der Natur verbunden. Einerseits scheinen Naturräume vertraut, werden sie doch durch Bebauung erschlossen und für die Besiedlung nutzbar gemacht, andererseits bleiben sie aber in ihrer Eigengesetzlichkeit und Unabhängigkeit, Wildheit oder auch Unheimlichkeit unnahbar und fremd. Von diesen Vorstellungen geprägt, ist die Landschaftswahrnehmung und -darstellung eine Projektionsfläche von Sehnsüchten und Wünschen, Träumen oder auch Alpträumen.
Kunst, Natur und die Konstruktion von Landschaft
Die Ausstellung geht der Frage nach, wie sich Künstlerinnen und Künstler der Moderne und Gegenwart mit Natur und Landschaft als Kultur- und Sehnsuchtsraum auseinandersetzen. Ausgehend von der niederösterreichischen Kulturlandschaft, die seit dem 19. Jahrhundert Erholungssuchenden Ruhe und Inspiration bietet – darunter auch vielen Künstler/innen (wie etwa Egon Schiele) – entsteht ein vielfältiger Ausstellungsparcours, der von der Wachau bis nach Triest reicht und Kunstwerke des Stimmungsimpressionismus und der Klassischen Moderne mit Werken der Gegenwart in einen spannungsreichen Dialog setzt. Die neue Landesgalerie Niederösterreich liegt in Krems, am Tor zu Wachau – einer Region abseits der Großstadt, die nach wie vor als Sehnsuchtsort gilt und als solcher rezipiert wird.
Sehnsuchtsräume wirft die Frage auf, inwieweit der Blick auf die Natur auch heute noch von der romantischen Landschaftssicht des 19. Jahrhunderts geprägt ist und welche Strategien wir Menschen anwenden, um die Natur zu „unserer“ Landschaft werden zu lassen. Dem malerischen Sehnsuchtsraum von Emil Jakob Schindler, Maria Egner oder Egon Schiele steht eine zeitgenössische Sicht auf die (Kultur-)Landschaft gegenüber, z. B. in den fotografischen Arbeiten von Robert F. Hammerstiel, Michael Goldgruber oder Margherita Spiluttini, die sich mit Wahrnehmung, Konstruktion und Repräsentation von Landschaft auseinandersetzen.
Sehnsuchtsräume jenseits der Idylle
Der Begriff des Sehnsuchtsraums kann in unserer Gegenwart aber auch jenseits eines touristischen Settings gelesen werden. So etwa als Zufluchtsort für Menschen auf der Flucht. Dieses aktuelle Thema wird anhand mehrerer Werke verhandelt, in aussagestarken Fotografien von Ekaterina Sevrouk ebenso wie in einer großformatigen Zauninstallation von Iris Andraschek und Hubert Lobnig. Die zahlreichen Werke der Landessammlungen Niederösterreich werden durch private und öffentliche Leihgaben ergänzt.
Kurator: Günther Oberhollenzer