Phyllida Barlow (1944–2023) zählt zu den markantesten Bildhauerinnen der Gegenwartskunst. Ihre kraftvollen, raumgreifenden Installationen erregen international Aufmerksamkeit. Signifikant ist die radikal abstrakte Formensprache. Die oft sperrigen Objekte erzeugen im Zusammenspiel eine dystopisch anmutende Umgebung. Barlow verwendet einfache Materialien wie Holz, Gips, Mullbinden, Plastik oder Polyurethan. Die Oberflächen sind meist farbig gefasst und wirken malerisch bearbeitet. Formen erscheinen gebrochen, gefaltet, gestapelt oder aufgeschichtet – stets im Spannungsfeld von Monumentalität und improvisiertem Ausdruck.
Ruinenstädte
Barlows Installationen fügen sich zu dichten, vielschichtigen Umgebungen, die wie eigene Landschaften wirken. Große, wuchtige Konstruktionen schieben sich in Durchgänge, versperren Sichtachsen und erzeugen ein Gefühl von Instabilität und Enge. Sie wecken Assoziationen zu städtischen Ruinenlandschaften. In vielen von Barlows Werken wirkt ihre Erinnerung an das kriegsgezeichnete London der Nachkriegszeit mit.
Biennale di Venezia und Tate Britain
Bekannt wird Barlow insbesondere 2017 durch ihren Beitrag für den britischen Pavillon der Biennale di Venezia, in dem sie den Gebäuderaum mit massiven, teils blockierenden Strukturen neu definiert. Dieser späte, internationale Erfolg, ergänzt durch große Einzelpräsentationen, etwa im Tate Britain 2014, und umfassende Retrospektiven, macht ihre Bedeutung über den nationalen Rahmen hinaus sichtbar.
Erste Museumsschau in Österreich
Phyllida Barlows künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch stetige Experimentierlust, Materialforschung und Raumbezogenheit aus und setzt nachhaltige Impulse für aktuelle Formen plastischer Gestaltung. Mit der Ausstellung in der Kunsthalle Krems wird Barlows Œuvre erstmals in Österreich in einer musealen Retrospektive präsentiert. Die Schau vereint großformatige Installationen, Einzelskulpturen und Modelle (Maquetten) mit Gemälden und Arbeiten auf Papier.
Kurator: Florian Steininger